DER ARBEITSPLATZ
VON HANS BROCKHAGE
IM ERZGEBIRGE
Hans Brockhages Arbeitsraum erstreckte sich über das Erzgebirge. In drei großen Scheunen auf den Bergen rund um Schwarzenberg fand er Raum für seine Tätigkeit und Skulpturen. Seine Werke aus Holz und später aus Bronze entstanden in dieser von Fichten bewaldeten und bergigen Landschaft, die einen bedeutenden Einfluss auf seine künstlerische Schöpfung ausübte. Einer der letzten Orte, an denen Brockhage seine abstrakten Skulpturen schuf, war Bermsgrün, ein kleines Dorf auf den Hügeln über der Stadt Schwarzenberg.
Der ATELIER HANS BROCKHAGE e.V. (i.G.) plant in den kommenden Jahren, in einem der ältesten Bauerngehöfte des Dorfes, eine Arbeits-, Wohn- und Begegnungsstätte für Kunst, Kultur und Handwerk zu schaffen. Dies dient nicht nur dazu, das Werk und die Philosophie des Künstlers mit zukünftigen Generationen zu teilen, sondern auch Erinnerungskultur in Handlungskultur umzusetzen.
»Die Landschaft des Erzgebirges, in der ich lebe, ist einfach in ihrem Wesen. Kristalle finden sich, Basaltkegel - Berge in unmittelbarer Nachbarschaft. Hier wächst Holz immer wieder heran... und ich bin mir gar nicht mehr sicher wo die Grenze zwischen Kunst und Natur, Ursprung und Werden zu ziehen ist.«
Hans Brockhage, aus »Umgang mit Holz«
MANCHMAL GLAUBE ICH, IM HERBST
oder ähnlicher Jahreszeit öffnet
sich das Holz der Pfähle, Bretter,
Latten, Fachwerke usw., das
liegt in der Luft, im Regen,
und redet von seinem Tod ohne Klage,
ohne Vorwurf. Einfach das Holz,
längs der Maserung, stirn-
seitig, jahresberingt, behauen,
spricht für sich nicht nur, sondern
von sich, wie wir gern täten.
Aber das Holz arbeitet anders.
Und verzeiht sich doch auch gern.
Und´s nieselt. Die Nässe kraucht rein
in die Leute. Bäume wie bedeutende
Kerle sind selten. Zuviel wird abgesägt.
Doch im Herbst, glaube ich,
bricht selbst der letzte Löffel
aus Holz das Schweigen im Walde.
Gedicht für Brockhage von Hans Brinkmann / Chemnitz